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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 85

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
85 von Zorndorf (1758). (Der Dichter Ewald von Kleist fiel bei Klmersdorf und hat ein Denkmal in Frankfurt). Die Städte der Niederlausitz haben Gewerbthätigkeit, namentlich Luckau, Kottbus und Spremberg. 5. Die Provinz Sachsen (458 Q.-M. und 2,045,000 Einwohner) gehört theilweise zum norddeutschen Tieflande, theilweise zum Gebiet des Harzes und des Thüringer Waldes. Die Gegend von Mansfeld ist reich an silberhaltigem Kupferschiefer, welcher schon vor mehreren Jahrhunderten ausgebeutet wurde. Westlich der Elbe und nördlich von Thüringen ist gutes Ackerland. Die Provinz Sachsen zählt außer 70 Hüttenwerken auch 9 Sa- linen und entwickelt eine bedeutende Fabrik- und Handwerksthätigkeit. Sie zerfällt in 3 Regierungsbezirke: Magdeburg, Merseburg und Erfurt. a. Magdeburg an der Elbe hat mit Einschluß der Vorstädte Buckau und Sudenburg 90,000 E. Bedeutende Festung, Zerstörung von Magde- burg 1631. Der alte Dom ist die Grabstätte Otto des Gr. Das Salzwerk Schönebeck (9400 E.) liefert jährlich 800,000 Centner Salz und besitzt Fabriken verschiedener Art. Halberstadt, 24,000 E., un- weit des Harzes, in lieblicher, fruchtbarer Gegend. Quedlinburg an der Bode, 16,600 E. ist Geburtsort des Dichters Klopstock und des Geographen Karl Ritter. Straßfurth besitzt ein bedeutendes Steinsalz- lager und eine Saline. b. Merseburg an der Saale hat 13,000 E. Schlachten bei Merseburg 933 und 1080. Halle an der Saale, 46,000 E. Universität. Bedeuten- des Salzwerk. Die Francke'sche Stiftung. Naumburg an der Saale 15.000 E. (Die Hussiten vor Naumburg unter Procopius 1470; das Kirschenfest). Nahe dabei die Landesschule Pforta (Schulpforte) ; Roßbach, wo Friedrich der Große 1757 die Franzosen schlug, und Lützen, wo 1632 Gustav Adolf fiel, sind geschichtliche Orte. In der Grafschaft Mansfeld ist der Sitz des Bergbaus und Hauptort Eisleben, 12.000 E., wo am 10. November 1483 Luther geboren wurde und am 18. Febr. 1546 starb. In der Geschichte der Reformation sind Wittenberg, wo Luther lebte und lehrte und begraben liegt, sowie Mühl- berg, wo Carl V. den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen ge- fangen nahm und das protestantische Heer besiegte (1547), bekannt. e. Erfurt, 40,000 E., war die alte Hauptstadt Thüringens, ist eine Festung, hat einen alten Dom mit einer 275 Centner schweren Glocke und ein Waisenhaus, das ehemalige Augustinerkloster, worin noch Luthers Zelle gezeigt wird. Fabrikorte sind Mühlhausen (17,000 E.) und Nordhausen (18,700 E.). In einem tiefen Thalgelände des Thüringer Waldes liegt Suhl, durch seine Gewehr- und Eisenblechfa- briken berühmt.

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 109

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
109 lustige Wesen der übrigen Slaven, sondern Ernst, Trotz und Hartnäckigkeit. Im Allgemeinen sind die Böhmen musik- und tanzlustig, fast jeder ein Mu- siker. Ihre Sprache ist wohltönend. Unter den Slaven sind die Böhmen die gebildetsten, fleißigsten und gewerbthätigsten. Hauptstadt ist Prag an der Moldau, 150,000 E. Aus der Moldau- brücke steht das Standbild des heil. Nepomuk. Der links der Moldau ge- legene Stadttheil heißt die kleine Seite; der Hradschin oder Schloßberg ist mit dem Schloß, mit schönen Anlagen und vielen Palästen geschmückt. Der Ziskaberg erinnert an die Hussiten. Universität und Sternwarte (Tycho de Brahe fl 1603). Anfang und Ende des 30jährigen Kriegs in Prag (1618 — 1648). Böhmen ist reich an Bädern und Gesundbrunnen: Eger, wo Wallenstein, Herzog von Friedland (Böhmen) 1634 ermordet wurde, Franzensbad, Carlsbad (600 R.), Marienbad, Töplitz. Tie Bergstadt Joachimsthal (Thaler) hat reiche Silbergruben. Reichenberg an der Neiße, 19,000 E., hat bedeutende Fabriken. Bei Lowositz (1756), Kulm und Nollendorf (1813) und Kolin, wo 1757 Daun Friedrich den (Kroßen schlug und Schwerin fiel, sind berühmte Schlachtfelder. Leitmeritz an der schiffbaren Elbe, liegt im bömischen Paradiese, das reich an Wein und Getreide ist. An der schlesischen Grenze liegt das Adersbacher Sandsteinfelsen-Labyrinth. 7. Die Markgrafschast Mähren. (404 Q.-M. und 1,972,000 Einwohner.) Mit Ausnahme der fruchtbaren untern March-Ebene gehört Mähren dem Berg- und Hügelland an, in welchem die Oder und Weichsel entspringen. Hauptfluß des Landes ist die March. Das milde Klima im Süden be- günstigt den Wein- und Obstbau; die mittleren flachen Landestheile sind fast ausschließlich für Getreide bestimmt. Wälder und Weiden liefern guten Er- trag. Die Bevölkerung ist eine sehr gemischte, besteht aus Mähren, Han- naken, Slovaken, Walachen, Kroaten, Deutschen. Mähren ist das Haupt- tuchland der Monarchie und besitzt gute Leinwandfabriken, viele Spinnereien, Webereien und Färbereien. Hauptstadt ist Brünn an der Schwarza, 59,000 E.; über der Stadt liegt die als Gefängniß benutzte Bergfestung Spielbcrg. Einige Meilen da- von steht Austerlitz, wo 1805 Napoleon über die Russen und Oesterreicher siegte. Im östlichen Theile liegt Llmiitz an der March, 14,000 E., und nördlich davon das gewerbreiche Sternberg im fruchtbaren Lande der Hannaken. 8. Das Herzogthum Schlesien (931/2 Q.-M. und 480,000 Einwohner) ist sehr gebirgig, hat ein rauhes Klima, erzeugt Getreide, viel Flachs, Vieh, namentlich Schafe, Eisen, Blei und Steinkohlen. Seit 1854 zerfällt das Land in 22 Bezirke. Hauptstadt ist Troppau, mit 14,000 E. Der Fürst von Lichtenstein besitzt hier viele Ländereien und führt darum auch den Titel Herzog von Troppau und Iägerndorf.

3. Theil 3 - S. 30

1861 - Leipzig : Teubner
30 Wasa zum König und im Frieden von Malmöe erkannte Friedrich I von Dänemark ihn als solchen an. Der an Christians Ii Stelle erhobne Fr i edrich I (1523—33, jenes Oheim) muste zwar dem Adel größere Rechte zugestehn und die Reformation nicht zu begünstigen versprechen, trat aber 1526 selbst zur lutherischen Kirche über und der Reichstag zu Odense 1527 ertheilte deren Gliedern (Peter Lilie, Martin Rein- hard, Johann Tausen) gleiche Rechte mit den Katholiken. Der 1531 in Norwegen gelandete Christian Ii wurde mit Schwedens Hülfe 1532 gefangen gesetzt. Da nach Friedrichs I Tod die ka- tholische Partei die Beschlüße von Odense zu vernichten suchte und eine Verschiebung der Königswahl wirklich erreichte, be- schloßen der Bürgermeister Jürgen Wullenweber von Lübeck und Marx Meyer die Verwirrung zur Herstellung des Einflußes der Hanse zu nützen, allein als der Adel die Wahl Christians Iii (1534—59) erzwungen, unterwarf dieser mit Schwedens Hülfe Norwegen und nötigte Lübeck 1536 im Frieden zu Hamburg zu günstigen Bedingungen. Die Reformation ward durch Johann Bugenhagen (s. § 11 u. 15) vollendet, bis 1537 auch in Nor- wegen, 1540—51 in Island durchgeführt. Friedrich Ii (1559—88) unterwarf 1559 die Dithmarschen und führte ehrenvoll gegen die Schweden Krieg. Wie er, war auch sein S. Christian Iv (1588—1648) Mehrer der innern Wolfahrt. §32. Ii. Schweden. Gustav I Wasa (1523—60) nahm sich der durch Olaus und Lorenz Petri (seit 1523 Bibelüber- setzung) nach Schweden gebrachten Reformation an und er- langte auf dem R e ich st ag zu Weste ras 1527 die Einziehung der geistlichen Güter. 1529 wurde auf der Kirchenversammlung zu Oerebrö der Grund zur Neugestaltung der Kirche gelegt und 1544 die lutherische Kirchenordnung (mit Beibehaltung der Bischöfe, aber ohne Differenz in der Auffaßung des geistlichen Amtes) durchgeführt. In demselben Jahre wurde die Krone für erblich erklärt. Durch den in Gemeinschaft mit Dänemark unter- nommenen Krieg beschränkte er der Lübecker Macht (1536 Friede zu Hamburg) und hob dann 1539 die Privilegien der Hanse gänz- lich auf. Im Lande sorgte er aufs trefflichste für Hebung des Ver- kehrs und der Gewerbe. Der Ausbreitung der Rußen in den jen- seits der Ostsee gelegnen Provinzen setzte er durch den Frieden zu Moskau 1557 ein Ziel. Erich Xiv (1560—69) erbitterte durch Begünstigung des Adels und Verschwendung, durch Beginn eines Krieges mit Dä- nemark, wärend ein anderer mit Rußland geführt Avurde, durch die Nichtverhinderung der Heirat seines Bruders Johann mit einer katholischen polnischen Prinzessin das Volk und verfiel selbst in Geisteszerrüttung, so daß er abgesetzt und zur Gefangenschaft verurteilt ward. Johann Ii (1569—92) ließ Erich 1577 vergiften. Nachdem er 1569 mit Dänemark Frieden geschloßen, stellte er das Kriegs-

4. Theil 3 - S. 40

1861 - Leipzig : Teubner
40 ter, und der Reformierten zur Annahme des gefährlichen Ge schenks, das zu tragen er nicht gewachsen war. Zwar versprach die Union nur im Fall eines Angriffs auf die Pfalz Hülfe, vielver- sprechend dagegen war die Verbindung mit Beth len Gabor von Siebenbürgen, der Ungern an sich zu reißen trachtete und bereits Preßburg erobert hatte, allein Friedrich verscherzte sich durch kraftlose Haltung und blinden Eifer für die reformierte Kirche selbst der Böhmen Liebe und Treue. Ferdinand hatte unterdes Maximilian von Baiern für seine Pläne gewonnen und die Verbindung mit Spanien enger geknüpft; Bethlen Gabor ward dadurch, daß Polen zu einem Ein- fall in Ungern bewogen ward, zur Umkehr genötigt (1622 zum Frieden vermocht); gegen die Pfalz rückten Spanier unter Spi- nola; mit der ligistischen Armee unter Tilly aber zwang Maxi- milian zuerst Oberösterreich zur völligen Unterwerfung und machte dann |durch die Schlacht am weißen Berge (8. Nov. 1619) dem Königtum Friedrichs von der Pfalz ein schnelles Ende. Eine allmählich, aber mit strengster Consequenz durchgeführte Gegenreformation rottete den Protestantismus in Böhmen aus. Zuerst wurden die Calvinisten vertrieben und die Empörer bestraft, dann 1622 den Protestanten alle Aemter entzogen und die Erwerbung von Grundstücken untersagt, 1626 ihnen aller Handel und Gewerbe verboten, 1627 endlich alle, welche nicht den ka- tholischen Glauben annahmen, aus dem Land gejagt. Friedrich ward von dem Kaiser ohne Fürstengericht geäch- tet und hätte seine Sache gänzlich verloren geben müßen, wenn nicht bei dem Grundsatz die Söldnerarmeen durch die Beute sich selbst erhalten zu laßen — daher der aussaugende Charakter des ganzen Kriegs — kühne Führer Mittel gefunden hätten, sich für ihn zu erheben, nämlich der schon im böhmischen Kriege thätige Gr. Ernst von Mansfeld, Markgr. Georg Friedrich von Baden Durlach und der abenteuerliche Herzog Christian von Braunschweig Wolfenbüttel. Zwar siegte Mansfeld über Tilly 1622 bei Wieseloch, allein bei Wimpfen ward der Markgraf von Baden (die 300 Pforzheimer), bei Höchst Christian von Braunschweig geschlagen. Friedrich legte die Waffen nieder und gieng nach den Niederlanden. Die Pfalz ward durch Spanier besetzt und 1623 die Kur und die Oberpfalz (zur Auslösung des ihm verpfändeten Oberösterreichs) an Maximilianvonbaiern gegeben. Zweite Periode. Der dänisch-norddeutsche Krieg und das Restitutionsedikt. 1625—1630. § 43* Weil Tilly mit der ligistischen Armee in Hessen blieb und weitere Verfolgungen gegen die Protestanten fürchten ließ, einten sich die protestantischen Stände des niedersächsischen Kreises, wählten Christian Iv. von Dänemark (als Herzog von Holstein und Besitzer der Bistümer Bremen und Verden Glied

5. Theil 3 - S. 41

1861 - Leipzig : Teubner
41 des deutschen Reichs) zum Kreisobersten und schloßen mit Jakobi von England, der sich jetzt erst seines Schwiegersohns anzuneh- men begann, einen Subsidienvertrag. Mansfeld erhielt den Auf- trag nach Böhmen zu rücken und mit dem Beistand hoffen laßen- den Bethlen Gabor sich zu verbinden. Um nicht dadurch, daß die Liga alles thue, in gänzliche Abhängigkeit von ihr zu geraten, ließ Ferdinand durch Al- brecht von Wallenstein (seit 1624 Herzog von Friedland) ein eignes Heer werben. Dieser schlug Mansfeld 1626 an der Dessauer Elbbriicke und verfolgte ihn nach Ungern, wo Beth- len mit dem Kaiser vorsichtig Frieden schloß (Mansfeld f auf dem Wege nach Venedig). Nachdem Tilly in demselben Jahre durch die Schlacht bei Lutter am Barenberge Christian Iv über die Elbe zurückgetrieben, eilte Wallenstein herbei und nötigte, bis an die Spitze Jütlands vordringend, jenen zur Flucht auf die Inseln. Um auch die Protestanten des Nordens zu unterwerfen, zum Admiral des baltischen Meers ernannt, vertrieb er die Her- zoge von Mecklenburg, plagte Brandenburg und Pommern durch Einlagerungen, vermochte aber nicht das sich widersetzende Stralsund einzunehmen. Christian Iv erhielt 1629 den ihm sehr günstigen Frieden zu Lübeck (weil Schweden bereits drohte). Der Kaiser glaubte sich jetzt zu entschiednerem Vorgehn gegen die gesamten Protestanten befähigt. Er gab die Kur und Oberpfalz an Maximilian vonbaiern erblich, an Wallenstein Meck- lenburg, an Tilly das Fürstentum Kalenberg und erließ (6. März) 1629 das R e stitutionse dikt, wornach alle seit dem Passauer Vertrag eingezognen geistlichen Güter an die katholische Kirche zurückgegeben werden und der Religionsfriede nur für die Augs- burgischen Confessionsverwandten gelten sollte. Wenn auch selbst von Seiten der Katholiken gegen des Kaisers Willkür und Wal- lensteins herrisches Betragen Widerspruch erhoben, ja Ferdinand auf dem Reichstage zu Regensburg 1630 durch Maximilian von Baiern Wallenstein zu entlaßen, sein Heer zu vermindern und unter Tillys Befehl zu stellen gezwungen ward, blieben doch die Protestanten, selbst die bisher dem Kaiser streng treu ge- bliebnen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, schwer bedroht und schien die katholische Reaktion ihrem Ziel nahe. Dritte Periode. Der Schweden siegreiches Eingreifen 1630—35. § 44. Gustav Adolf von Schweden, ein acht frommer Herr, war sich der Protestanten Deutschlands anzunehmen außer durch seinen Glauben veranlaßt durch die Besorgnis eines An- griffs, welche die Vertreibung seiner Vettern, der Herzoge von Meklenburg, und die Sigismund von Polen gewärte Unterstützung, sowie seine Ausschließung vom Friedenscongreß zu Lübeck be- stärkt hatten. Durch Frankreichs Vermittlung erlangte er 1629 6jähr. Waffenstillstand mit Polen und landete 1630 mit 15000 Mann

6. Theil 3 - S. 17

1861 - Leipzig : Teubner
17 Kreuzbulle gegen die Ketzer bekannt machte, zogen die Schmal- kaldner Verbündeten 1546 nach der Donau. Schärtlin von B urtenbach, der Führer der von den oberdeutschen Städten gestellten Scliaaren, besetzte um die Zuzüge aus Italien zu hin- dern die Ehrenbürger Klause, ward aber, weil die Fürsten ge- wissenhaft keinen Angriff auf das Reichsoberhaupt unternehmen, sondern nur sich verteidigen wollten, zurückberufen. Da Moritz von Sachsen, klar erkennend daß der Schmalkaldisclie Bund unter Johann Friedrichs Leitung zum Widerstand unfähig, die Rettung der evangelischen Kirche aber und die Erhaltung des Hauses Wettin unmöglich sei, wenn alle jenen beiden angehörige Fürsten gegen den Kaiser stünden, mit Karl V ein Bündnis ge- scldoßen hatte und jetzt, mit Vollziehung der Acht beauftragt, in des Kurfürsten Land einfiel, trennte sich das Heer. Johann Friedrich vertrieb Moritz aus seinem Lande und besetzte mehrere von jenes Städten, die süddeutschen evangelischen Stände aber musten, von ihren Verbündeten verlaßen, sich dem Kaiser unter- werfen. 1547 zog Karl V in Verbindung mit seinem Br. Ferdinand und Moritz nach dem Kurfürstentum Sachsen. In der Schlacht bei Mühlberg (24. Apr. 1547) ward Johann Friedrich geschla- gen und gefangen. Der Kaiser ließ ihn zum Tod verurteilen, wagte es aber nicht den widerrechtlichen Spruch vollziehn zu laßen, gieng vielmehr die Wittenberger Kapitulation ein, in der Johann Friedrich der Kur entsagte und sich auf ungewisse Zeit in Gefangenschaft gab, aber nicht dem Tridentiner Concil unterwarf. Der Kurkreis, das Voigtland und die Pfalzgrafschaft Magdeburg wurden an Moritz gegeben (seitdem die Kur bei der albertinischen Linie)-, Weimar, Jena, Gotha, Eisenach, Co- burg und einige andere Gebietsteile in Thüringen und Franken blieben Johann Friedrichs Söhnen. Philipp von Hessen unter- warf sich zu Halle, ward aber gegen die an Moritz und Joachim Ii von Brandenburg gemachten Zusagen in harter Gefangenschaft gehalten. Die Rettung der Evangelischen. § 17. Hatte Karl V keineswegs die Absicht gehabt mit Ge- walt die Rückkehr zur katholischen Kirche zu erzwingen, viel- mehr nur den ihm Trotz scheinenden Widerstand gegen seinen Willen zu brechen, so wurde ihm weiteres Vorgehen unmöglich gemacht durch den Papst selbst, indem dieser 1547 das Concil zu Trident auflöste. Deshalb ließ er 1548 zu Augsburg ein In- terim aufsetzen, dem sich wol einige evangelische Stände fügten, keineswegs aber alle, auch Moritz nicht. Als dann auf sein Drän- gen Papst Julius Iii (seit 1549) das Concil 1550 von neuem aus- schrieb, drang er auf dessen Beschickung, stieß jedoch wieder auf Weigerung bei den Protestanten. Einen neuen Angriff voraus- sehend, rüstete sich Moritz, wärend er durch die repetitio con- Dietsch, Grundr. Iii, 3. Aufl. O

7. Theil 3 - S. 18

1861 - Leipzig : Teubner
18 fessionis Augustanae und die Errichtung der dritten Landesschule in Grimma den Beweis seiner treuen Anhänglichkeit an dem evangelischen Glauben gab, als Retter der Kirchen- und Reichs- freiheit aufzutreten, und es gelang ihm den Kaiser aufs vollstän- digste über seine Absichten zu täuschen. 1550 mit der Vollziehung der Reichsacht, welche wegen Nichtannahme des Interims über Magdeburg verhängt war, beauftragt, sammelte er ein Heer, schloß aber insgeheim 1551 mit Heinrich Ii von Frankreich den Vertrag zu Friedewalde, in welchem er jenem die einst- weilige Besetzung von Metz, Toul, Verdun und Cambrai zuge- stand, sich dagegen die Zahlung von Hülfsgeldern und einen gleichzeitigen Angriff auf die Niederlande ausbedang. Nachdem er mit Magdeburg eine günstige Kapitulation abgeschloßen, be- hielt er das Heer unter dem Vorwand rückständiger Soldzahlung beisammen, brach aber, als Heinrich Ii die Niederlande ange- griffen und die Türken in Ungern einen verwüstenden Einfall unternommen hatten, 1552 nach dem Süden Deutschlands auf. Zwar gewärte er Ferdinand die Zusage von Verhandlungen, be- nützte aber die Zwischenzeit, um den Paß bei Füßen zu erstür- men und den Kaiser zur eiligen Flucht aus Innsbruck zu zwingen. Zu Passau kam dann, ohne Rücksicht auf den König von Frankreich, am 2. Aug. 1552 der Vertrag zu Stande, durch wel- chen Johann Friedrich und Philipp von Hessen der Gefangen- schaft, alle Glieder des sclnnalkaldischen Bundes der Acht ent- laßen, einstweilen der Religionsfriede verkündet, der Austrag der Sache aber einem binnen 6 Monaten zu berufenden Reichstag überwiesen ward. § 18- Ferdinand hatte sich zwar mit Zapolyas Wittwe über die Abtretung Siebenbürgens 1551 geeint, allein neue Zwistigkei- ten führten einen Einfall Solimans herbei, und trotz der nach dem Passauer Vertrag von Moritz kräftig geleisteten Hülfe muste sich Ferdinand .zur Tributzahlung verstehn. Der ohne bedeutende Schlachten geführte Krieg gegen Frankreich ward 1555 durch den 5jähr. Waffenstillstand zu Vaucelles geendet, welcher den Feind im vorläufigen Be- sitze der besetzten Plätze ließ. Moritz fiel in der Schlacht bei Sievershausen 1553 gegen seinen frühem Verbündeten Alb recht von Branden- burg Kulmbach, der, weil er die Waffen nicht niederlegte, in die Acht erklärt worden war. Sein Nachfolger, sein Br. August, versöhnte sich mit der ernestinischen Linie 1554 durch den Ver- trag zu Naumburg, in welchem er Altenburg und einige andere Aemter abtrat und das Versprechen der Nachfolge gab. Nach langen durch die eben erwähnten politischen Verhält- nisse herbeigeführten Verzögerungen kam (21. Sept.) 1555 der Religionsfriede zu Augsburg zu Stande, durchweichen l) den Bekennern der Augsburgischen Confession die völlige und ungestörte Freiheit ihres Glaubens und Gottesdienstes gewährt,

8. Theil 3 - S. 56

1861 - Leipzig : Teubner
56 Deutschland 1648—1700 (Vgl. § 50j. § 66. Ferdinands Iii Nachfolger Leopold I, 1657—1705, war zwar ein frommer und edler, aber den Jesuiten ergebner und durch Kleinlichkeit und Mangel an Scharfblick gehemmter Re- gent. Wie schwach sich Deutschland gegen die aller Gerechtigkeit Hohn sprechenden Uebergriffe Frankreichs bewies, ist oben dar- gestellt. Nicht wenig trugen dazu die Kriege mit den von Lud- wig Xiv aufgeforderten Türken bei. Die türkische Macht ward von neuem gefährlich, als sich die Familie Kiuprili in den Besitz des Vezirats gesetzt hatte und den alten Kriegergeist wieder zu erwecken suchte. Achmed Kiuprili drang 1660 in Siebenbürgen ein und 1663 bis Olmütz vor. Kräftiger als sonst leistete das Reich Hülfe und der Sieg Monte cu culis bei St. Gotthard 1664 bezeichnet einen Wen- depunkt in der Geschichte der Osmanen, wenn schon der 20j. Waffenstillstand, zu dem Oesterreich durch seine Erschöpfung gezwungen war, ihnen Peterwardein und ihrem Verbündeten Apallfy Siebenbürgen ließ. In Ungern erzeugte die Nichtbeobachtung der den Protestan- ten eingeräumten Rechte selbst bei den eifersüchtig über ihre Verfaßung wachenden Katholiken Besorgnis, und da sich jene nach Entdeckung einer Verschwörung 1673 steigerte, so erhob sich unter Emmerich Tököly ein Aufstand, der nur durch Amnestie und Bewilligung der Glaubensfreiheit 1681 beschwich- tigt ward. Frankreich und Tököly hatten die Türken von neuem auf- geregt. 1683 fiel der Vezier Kara Mustapha in Ungern ein und lagerte sich, das Heer unter Karl von Lothringen zurück- drängend, vor Wien, das Starhemberg aufs tapferste ver- teidigte. Mit Karl von Lothringen vereinten sich viele deutsche Fürsten (Johann Georg Iii von Sachsen, Maximilian Emanuel von Baiern u. a.), und der Polenkönig Johann Sobiesky. Die Schlacht am 12. Sept. löste das türkische Heer in wilder Flucht auf. 1684 ward mit Venedig Bündnis geschloßen, 1686 Ofen erobert und 1687 der Sieg bei Mohäcz erfochten. Die Siege über die Türken befestigten die österreichische Herschaft in Ungern, das zu einem Erbreich erklärt ward. 1688 eroberte Ludwig von Baden Belgrad und siegte, da Frankreich wegen des dritten Rauk kriegs den Frieden hinderte, 1691 über Kiuprili Mustapha bei Salankemen. Als sich Sultan Mustapha Ii selbst an die Spitze des Heeres gestellt hatte , siegte Eugen von Savoyen 1697 entscheidend bei Zenta. Der Frieden zu Karlowicz, an dem auch Polen und Rußland Teil nahmen, 1699, ließ alle Er- oberungen (Siebenbürgen jetzt ein erbliches habsburgisches Groß- fürstentum) bei Oesterreich, und bei Venedig Morea, Egina und Sta Maura. § 67. Die Schwerfälligkeit der deutschen Reichsmaschine

9. Theil 3 - S. 60

1861 - Leipzig : Teubner
60 Erbschaft zugefallnen Orange Geldern, 5) Savoyen Sicilien, einige mailändische Besitzungen und die Königskrone, 6) Eng- land Gibraltar und Minor ca, von Frankreich St. Christoph, New- foundland und Neuschottland, 7) Holland einen Handelsvertrag mit Spanien und eine Barrière in den österreichischen Nieder- landen. Das politische Uebergewicht Frankreichs ist ge- brochen, die Macht Oesterreichs durch die Türken- kriege und den spanischen Erbfolge krieg wieder gemehrt worden, als dritte domiuierendemacht steht fortan England da. Schweden (§ 32 u. 44 f.). § 72. Für Gustav Adolfs Tochter Christina (1632—54) führte wärend der Unmündigkeit — 1644 eine Commission die Regierung. Glücklich endete der Krieg in Deutschland, jedoch viele Krongüter waren veräußert und die Macht des Adels ge- stiegen. Gelehrt, aber phantastisch, verschwendete Christina und vernachläßigte die Regierung, von der sie 1654 freiwillig abtrat (sie ward katholisch und f nach einem abenteuerlichen Leben in Rom 1689). Karl X Gustav (1654—60), der Sohn von Gustav Adolfs mit dem Pfalzgrafen von Zweibrücken vermälter älterer Schwester, suchte mit kriegerischer Kraft Schweden die errungene Stellung zu behaupten und zu erhöhn. Weil Johann Casimir von Polen das Anrecht seines Hauses auf Schweden nicht aufgab, griff er ihn an, verband sich mit Friedrich Wilhelm von Brandenburg, in- dem er ihm die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen von Polen zusicherte, und siegte 1656 bei War s ch au. Allein der deutsche Kaiser, Holland, Dänemark und Rußland traten nun seiner Uebermacht entgegen. Wärend er 1657 das dänische Fest- land eroberte, bemächtigten sich die Polen und Rußen vieler Plätze und trat Friedrich Wilhelm von Preußen, da ihm von Po- len bereitwillig das zugestanden ward , zu dessen glücklicher Be- hauptung sonst wenig Aussicht war, durch den Vertrag zu Welau den Feinden bei. Mutig belagerte Karl Gustav Kopen- hagen und erzwang 1658 den Roeskilder Frieden von Dänemark, griff jedoch gleichwol 1659 Kopenhagen noch ein- mal an. Das Mislingen dieser Unternehmung beschleunigte sei- nen Tod. Karl Xi (1660—97) stand anfangs unter Vormundschaft. Durch die Friedensschlüße zu Oliva und Kopenhagen gewann Schweden Esthland, Oesel, Livland, Bornholm, und bedeutende Besitzungen Dänemarks auf der skandinavischen Halbinsel. Die fernem äußern Vorgänge s. § 62 u. 67- Im In- nern brach Karl Xi des Adels und Reichsrats Macht, brachte die veräußerten Krongüter zurück und hob Industrie und Handel.

10. Theil 3 - S. 62

1861 - Leipzig : Teubner
62 sehend, nach dem Gute Preobraschensk zurück. Hier gewann er durch den Umgang mit dem Genfer Le Fort das lebhafteste In- teresse für die Civilisation und bildete sich aus seinen Kameraden eine auf europäischen Fuß eingeübte Kriegerschaar, welche ihm bald die wichtigsten Dienste leistete. Der Tadel, den er wegen des von Sophia begonnenen unglücklichen Türkenkriegs aussprach, veranlaßte diese durch die Strelitzen seine Beseitigung zu ver- suchen, allein er steckte sie in ein Kloster und übernahm, ob- gleich er seinen Bruder Iwan bis zu dessen Tod 1696 als Mit- regenten anerkannte, allein die Regierung. Peter I der Große (1689— 1725) legte den Grund zu Rußlands Größe, indem er der Nation die ihr fremde Civili- sation aufnötigte und die Erwerbung ausgedehnter Meeresküsten und angebautere Landschaften als Ziel der Politik aufstellte, da- durch aber auch den Absolutismus zur Notwendigkeit machte. Vor allem bildete er sich ein tüchtiges Heer. Die Er- oberung von Asow 1696 war der erste größere Erfolg, den er mit ihm errang, und im Frieden zu Karlowicz ward er behauptet. Nach Unterdrückung einer Verschwörung 1697 reiste er ins Aus- land (Saardam). Eine unterdes ausgebrochne Empörung der Strelitzen ward streng gestraft. Am meisten förderte seine Pläne der gleich darauf ausbrechende Krieg. Der nordische Krieg 1700—1721. § 76- Die Jugend und der Charakter des jungen Königs Karl Xii (1697 —1718) schienen den nordischen Mächten die Gelegenheit zur Brechung der Uebermacht Schwedens und Wie- dererwerbung des an dasselbe verlornen zu bieten. Durch den flüchtigen Livländer Patkul ward zu diesem Zweck 1698 zu Kopenhagen ein Bündnis Dänemarks, Rußlands und Polens ge- schloßen, wogegen Schweden nur in den wegen des Handels in der Ostsee besorgten Seemächten eine Stütze fand, aber in Karl Xii einen der größten, leider nur zu hartnäckigen und etwas unbesonnenen Helden hatte. Dieser nötigte, rasch seinen Feinden zuvorkommend , zuerst 1700 Friedrich Iv von Dänemark durch die Bedrohung Kopen- hagens zu dem Frieden zu Travendalil, in welchem jener die Unabhängigkeit von Holstein - Gottorp zugestand und die Un- terstützung der Feinde Schwedens aufgab. Dann schlug er die in Ingermanland eingedrungnen 80000 Rußen mit 8000 M. bei Narwa und wandte sich gegen Polen. Er befreite 1701 Livland, Esthland und Kurland, siegte 1702 bei Clissow, 1703 bei Pultusk und erreichte 1704 auf dem Reichstage zu Warschau die Entthronung Friedrich Augusts und die Wahl seines Lieblings Stanislaus Les- cinsky. Peter d. Gr., durch die Niederlage bei Narwa nur zu neuen Anstrengungen angetrieben, hatte unterdes Ingermanland und andere schwedische Besitzungen erobert und kam Polen zu
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